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Der himmlische Tempel

Auf meiner ersten Israelreise im Sommer 2008 kaufte ich ein jüdisches Buch über den Tempel in Jerusalem. Darin habe ich gestern erstmals geblättert. Ich war verblüfft, mit welcher Akribie hier alles mögliche Zubehör, Geräte und Situationen zeichnerisch rekonstruiert worden sind. Ich suchte nach Bildern vom siebenarmigen Leuchter und fand eine realistisch gemalte Szene, wo der Hohe Priester vor dem Leuchter stehend die Flammen entzündet. Ich dachte mir sogleich, dass diese Szene der Eröffnungsvision der Johannesoffenbarung ähnelt, die ich hier zitiere:
«Und ich wandte mich um, zu sehen nach der Stimme, die mit mir redete. Und als ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter und mitten unter den Leuchtern einen, der war einem Menschensohn gleich, angetan mit einem langen Gewand und gegürtet um die Brust mit einem goldenen Gürtel.» (Apokalypse 1, 12-13)
Allerdings sind in dieser Vision die Leuchter und der Menschensohn nicht physisch real. Johannes sieht das alles im Geist, was immer das heissen mag.

Der himmliche Tempel in der Johannesoffenbarung
Ich erinnerte mich heute Nacht beim Einschlafen, dass auch viele andere Elemente der Stiftshütte oder des Tempels von Jerusalem in der Apokalypse des Johannes wieder geschaut und erwähnt werden. Am Anfang des 8. Kapitels sieht Johannes die sieben Engel, die vor Gott stehen. Ein anderer Engel legt ein Räuchergefäss auf den goldenen Altar und füllt dieses mit dem Feuer vom Altar. So werden oft neue Szenen und Bildreihen eingeleitet durch Handlungen im himmlischen Temepel. Im 11. Kapitel erhält Johannes einen Stab, mit dem er den Tempel und den Altar und die darin anbeten ausmessen muss. Am Ende desselben Kapitels, nach dem Erschallen der siebten Posauen, wird das Ende vorweggenommen. In einem besonders feierlichen Moment wird die Lade sichtbar: «Und der Tempel Gottes im Himmel wurde aufgetan, und die Lade seines Bundes wurde in seinem Tempel sichtbar.» (Apok. 11, 19)
Wiederum ist der himmlische Tempel oder gar das Zelt im 15. Kapitel allgegenwärtig. Hier ist vom gläsernen Meer die Rede, vor ihm erklingt die himmlische Liturgie. Es wird das Lied des Mose und das Lide des Lammes gesungen. Aus dem Tempel, der ganz in Rauch liegt, kommen die sieben Engel in Linnen und goldenen Gürteln. Sie bringen die sieben Zornschalen. Man kann erste wieder in den Tempel hinein gehen, wenn die Zornschalen ausgegossen sind.
Am Ende der Apokalypse kommt im Hinblick auf den Tempel die grosse Überraschung. Das von Gott vorbereitete Ziel der ganzen Verwandlungen ist nicht die Wiederherstellung des Tempels auf Erden, sondern die Herabkunft des himmlischen Jerusalems, beschrieben im Kapitel 21. «Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen …» tönt es vom Throne her. Und vom neuen Jerusalem, das in allen Farben beschrieben wird, heisst es:
«Und ich sah keinen Tempel darin; denn der Herr, der allmächtige Gott, ist ihr Tempel, er und das Lamm. Und die Stadt bedarf keiner Sonne noch des Mondes, dass sie ihr scheinen; denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie, und ihre Leuchte ist das Lamm. Und die Völker werden wandeln in ihrem Licht; und die Könige auf Erden werden ihre Herrlichkeit in sie bringen.»(Apoklypse 21, 22-24)

Urbild und Abbild
Ich möchte die Empfingungen und Gedanken von heute Nacht aufsuchen und Ihnen folgen. Ich dachte an diesen ganzen Tempelkult, wie er in dem besagten Buch (>>> zum Buch) über den Tempel von Jerusalem beschrieben und gezeichnet erscheint. Es geht in diesem Kult darum, Gottes Gegenwart auf Erden mit allen menschenmöglichen Künsten zu ehren und zu feiern. Im Kult ist dieses Kommen Gottes glaubhaft visualisiert und getan. Ein solches Werk eines Volkes kann aber nur Sinn machen, wenn es Angesichts einer unsichtbaren himmlischen Realität vollzogen wird. – Nun kann behauptet werden, dass sich das alles auch einfach in der Phantasie der Menschen abspielt, dass hier ein kollektives Konstrukt zelebriert wird, das dem Volk Einheit und Struktur gibt. Allein die Kraft und Macht dieser Kulte, wie sie alle Völker kannten, muss aber auch eine der Sache innewohnende Plausibilität haben. Eine solche liefert die Tora: Im zweiten Buch Mose, im Exodus, wird ab Kapitel 18 der Empfang der 10 Gebote beschrieben und dann die ganze kultische Ordnung offenbart, und zwar nach dem Vorbild des himmlischen Kultes, wie ihn Moses auf dem Berg geschaut oder von Gott erfahren hat. Für Israel war der Kult eine Gabe Gottes, eine Offenbarung, eine Gnade. Das zeigt sich vor allem auch in den klaren Anweisungen für den Bau des Heiligtums am Kapitel 25.
Im Tempelkult konnte die Wirklichkeit Gottes und seine himmlische Welt auf Erden erfahren und bestätigt werden. Das Urbild, von dem da stets die Rede ist, befindet sich im Himmel. Im Abbild begegnet Israel dem Urbild. Das himmlische Urbild ist realer als das Abbild, das vergänglich ist. So wurde der Tempel mehrmals zerstört und die Lade ging verloren.

Als Johannes seine Apokalypse emfing, lag der Tempel total darnieder. Doch nur der sichtbare Tempel war gefallen. Der himmlische Tempel war voller Leben. In diesem soll die Gemeinde zu einer Säule werden. Aus der Gemeide wird der neue Tempel mitgebaut in der Kraft und Macht des Lammes. So wird im Christentum - nein, aus allen Menschen guten Willens – der Leib Christ zum neuen Tempel, dem die Seinen eingegliedert sind. Das ist gemäss Tradition auch das neue Israle, die Kirche.

Gibt es den himmlischen Tempel?
Und nun? Wie existiert denn dieser himmlische Tempel heute? Ich dachte in dieser Nacht auch an die orthodoxe Liturgie. Auch für sie steht fest, dass wir auf Erden der himmlischen Feier Ausdruck geben, dass die ewige Liturgie in unsere irdische Feier hineinleuchtet und uns nährt. Inwiefern die orthodoxe Liturgie oder auch die katholische Messe eine bis heute adäquate Abbildung des himmlischen Wirkens und Feierns darstellt, soll an diesem Punkt nicht beurteilt werden. Ich bin froh, dass es diese Vielfalt an Liturgien durch das Jahr und die Woche gibt wie auch neue Formen der Anbetung und der Feier des gegenwärtigen Gottes. Wir sollen um die adäquate Form ringen mit all unsern Künsten und Mitteln, für Gott wollen wir unser Bestes geben - Ihm gehört alles Lob.

Es steht für mich fest, dass die Himmel ihre Ordung, ihre Struktur, ihre Verhältniszahlen, ihre Geometrie, ihre Rhythmen, ihre Musik, ihre Anbetung und Kraftwirkung auf Erden haben. Und all diese Ordnungen sind uns nicht ganz verschlossen. Sie sind teilweise in die Schöpfung selbst eingezeichnet, so etwa in der Ordnung der Zeiten und Gestirn oder im Aufbau der Materiee, diese Ordnungen zeigen sich auch im Bild des Menschen und sie leben vor allem im Wort, das uns gegeben ist, damit wir in dessen Geist erkennen, was uns Gott schenkt. Ich erachte die ganze Tempel- und Festsymbolik, wie sie alle alten Völker kannten, als ein Ausdruck von dem allem, was der frühere Mensch noch intuitiver wahrnehmen konnte, als ein zeitbedingter und kulturbedingter Ausdruck der Himmelsordnung, welche in jeder Zeit eigentlich neu realisiert werden müsste - aber heute sind uns diese Zusammenhänge nicht mehr in gleicher Weise bildhaft zugänglich. Darum studieren wir eher die alten Offenbarungen und respktieren die Ordnungen unserer Religion. Sie auch heute neu zu verlebendigen ist eine hohe Aufgabe der Religionsgemeinschaften.

Doch das war es auch, was mich in dieser Nacht berührt hat: Die Evidenz der Himmel mit ihrer wunderbaren Ordnung, wie sie im Tempelbau ausgedrückt werden kann. Ja, im Aufwachen konnte ich etwas von dieser Evidenz nachklingen hören und sehen - darum blieb ich liegen, stets in der Hoffnung und Sehnsucht, nochmals etwas mehr davon zu erhaschen. Es gelang nicht. Doch allein aus der Sehnsucht, die fast in Trauer überging, muss ich schliessen, dass da eine Türe offen war zum Himmel. Dass wir in der Nacht im Tiefschlaf in diesen andern Dimensionen weilen und darin sehen und erleben, vor allem wenn wir aus dem Tag Bilder und Sehnsüchte mitbringen, die dann das Ihre finden und darin gestärkt und geweckt werden.

So ist der himmllische Tempel eigentlich ein dynamisches geistiges Leben, dessen Zentrum Gott und der Menschensohn sind und von dem aus die sieben Geister leuchten als Leuchter der Gemeinde Christi auf Erden. Der Tempel mit all seinen Geräten und mit dem Allerheiligsten, dem Heiligtum und dem Vorhof ist im Himmel eine Orndung und Hierarchie der geistigen Kräfte und Wirksamkeiten, welche auf Erden einen dem Menschen adäquaten Ausdruck im irdischen Tempel gesucht hat und heute in vielfältigen Formen der religiösen Bauten und Liturgien sucht. Der irdische Kult mit seinem Gebäude gibt dabei der Anbetung Gottes Struktur und Inhalt - und dabei kann sich das Leben der himmlischen Liturgie auf Erden manifestieren in jeder Art von Gottesdienst, im Gebet des bussfertigen Einzelnen, in der Meditation, dem Meditierenden wie im Gebet der Muslime in der Moschee - denn die himmlische Liturgie und Ihr Tempel ist eine Angelegenheit für die ganze Menschheit. (11.10.08)

 

Kommentare, Ergänzungen zu diesem Text:

Lieber Andreas,
Intermediarius gibt ja die Zahl "Sieben" als die Zahl der bestehenden Realität des ganzen(!) Menschen an: mit seinen drei unteren Hüllen (von denen zwei schon geistiger sind als die physische Hülle) und darüber eine diesen zugewandtes individuelles Bewusstseinszentrum als die Mitte (soweit reicht übrigens nur die Anthroposophie). Dieses Bewusstseinszentrum ist in Christo (in der inneren Präsenz seines Lebens, Leidens, Sterbens und Sich-Opferns und schließlich seines, seines obsigenden Durchdringens des Irdischen, seines Auferstehens und Auffahrens bis in den Himmel) fähig, sich den drei höheren Wesensteilen zuzuwenden: Leben, Tönen und Licht.

Zum Tempel, den Intermediarius beschreibt: Es ist der Tempel im Archäum, des Abbildes des Himmlischen im Siderischen oder Asrtalischen, welches freilich für uns (und ich kenne es aus der inneren Fernwahrnehmung) zu recht himmelsgleichen Urbildcharakter hat - erst recht seit der Inbesitznahme durch das siegreiche und lichtstrahlende Lamm Gottes. Von dieser Sphäre, dem Archäum oder dem neuen Jerusalem berichtet meines Erachtens auch die Johannesoffenbarung.

Noch eins: Bist Du schon unterwegs Dein Pristertum zu realisieren?

Gruß und Schalom, Michael (5.11.2008)

 

 

 

 
 
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