Es ist erstaunlich, aber auch symptomatisch, dass sich die wissenschaftliche Theologie so wenig mit dem Phänomen von übersinnlichen Wahrnehmenungen beschäftigt, noch weniger mit der Frage, wie der Mensch im Schlaf mit höheren Welten in Kontakt steht. Dabei ist es doch so offensichtlich, dass die Traumwelt viele Analogien zu den Bildern der Apokalypse aufweist. Dazu einige persönliche Reflexionen.
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Dämonische Einschlafträume
In der Nacht von gestern auf heute habe ich seit längem nicht schlafen können – ich ging zu früh ins Bett. Dabei kam ich wieder in diesen Zwischenzustand, wo ich nicht merke, dass ich eigentlich hinüber gleite, da ich auf gewisse Art das Bewusstsein behalte, also wach träume. Ich werde auf diesen Zustand erst aufmerksam, wie er mir bedrohlich wird. Aus dem Dunkel nähert sich eine dunkle kämpfende Gestalt, wie bewaffnet mit Lanze und Schild. Ich empfinde es nicht wie der Engel Michael, es ist eher wie eine Gestalt gegen die Michael kämpft, doch menschen- oder engelförmig.
Vor zwei Wochen hatte ich auch eine solche Erfahrung bei einem kurzen Mittagsschlaf. Da war die Gestalt, die sich näherte, aber nicht bedrohlich, aber doch seltsam in ihrem Verhalten. Sie fasste meine Handgelenke und zog mich sachte vom Schlafplatz weg. Ich liess es eine Weile zu, da mir das sehr seltsam und fremdartig vorkam. Ich wollte schauen, was noch geschieht. Doch dann war es mir unheimlich und ich holte mich in den Wachzustand zurück. Dann herrschen wieder stabile Verhältnisse. Alles ist in Ordnung. Ich liege in meinem Zimmer am Boden, niemand sonst ist da.
Noch weiter zurück, etwa vor zwei Monaten, als ich im Gang schlief, sah ich hinter mir zwei unheimliche Kobolde, seltsame Zwitterwesen zwischen Mensch und Tier. Die waren, so empfand ich, nicht so gefährlich, aber doch lästig. Die gehören nicht dahin. Das war mir klar. Ich liess sie einen Moment gewähren, wie sie da ihr Unwesen, ihren Schabernack mit mir trieben. Dann holte ich mich zurück in das Wachen und so konnte ich sie für mein Bewusstsein wegtreiben.
(Hier folgt ein Einschub vom Dezember 2012, ich schriebe einen Text für den Kirchenboten über das Schlafen und habe dort einige Passagen nicht aufgenommen, auch diese hier folgenden Sätze: Einmal habe ich eine Stimme gehört, die nur «Pa» sagte, ganz zart, doch mir hat es fast das Trommelfall zerschlagen – schien mir. Ich wurde mir bewusst, wie machtvoll da auf der andern Seite es zu und her gehen könnte. Dieses «Pa» habe ich als Warnung und Lektion verstanden, die anderen Dimensionen ernt zu nehmen. Ich erinnere mich auch, dass ich in diesem Halbschlaf auch schon aufgestanden bin, gleichzeitig aber realisierte, dass mein Körper flach und steif da lag. Trotzdem konnte ich mich im Zimmer bewegen, zum Fenster rausschauen, Leute treffen … bis es mir unheimlich wurde, und ich mich bewusst aufweckte. Auch erinnere ich mich, wegen einer bedrohlichen Begegnung laut geschrien zu haben. Und beim Aufwachen realisierte ich nur noch, dass ich auch im richtigen Körper schrie, aber dort war das Schreien nur einklägliches Stöhnen.
Was hat es auf sich mit diesen Phänomenen, in denen das abrupte Hinübergleiten in den Schlaf gestört ist? - Ende Einschub)
Heute erzählte ich jemandem von diesen Szenerien in den Einschlafträumen und versuchte dabei Erklärungen zu finden. Die sind teils inspiriert von meiner neusten Lektüre, von Intermediarius, vor allem aber von Steiners Anthroposophie, wobei ich über dieses Einschlafphänomen noch nie etwas gelesen habe. Darum sind meine Erklärungen ein tastendes Ausprobieren, ein Phänomen zu verstehen.
Das Geheimnis des Tiefschlafts
Wenn das Ich im Gewand der Seele in der Nacht heimkehrt in seinen geistigen Ursprung, in die Welt des Geistes, den Himmel, um dort gerichtet und geläutert, aber auch bestärkt und inspiriert zu werden, hat es eine kritische Phase auf diesem Weg zu überwinden. In dem Moment, wo die Seele aus dem festen Gehäuse des Leibes schlüpft und das gehirngebundene rationale Denken verläss, ist es möglich, dass für sie die in der Leiblichkeit wirkenden und in der Umgebung lebenden «niederen» Geister erlebt werden. Das sind wohl kaum die Geister, welche den Leib in seiner kunstvollen Form gestalten, sondern solche, die sich da aufhalten und dieses grösste Kunstwerk der Schöpfung für ihre Bedürfnisse zu nutzen und zu gebrauchen suchen. Eventuell gehören die zum Körper, so wie Bazillen und Bakterien zum Leben im Magen gehören. Vor allem will ich die Geister der Schöpfung nicht dämonisieren, aber es sind in der sichtbaren Welt auch Geister am Werk, welche wie Parasiten mitlaufen in der Evolution. Es gibt da seltsam und verwirrend sich verhaltende Gestalten.
Diese Kräfte, die unter umständen auch äusserst hinderlich und schädlich werden können, werden in diesen Übergangsphasen beim Einschlafen unter Umständen erlebbar. Wenn die Seele mit dem Bewusstsein den Fluss in die höhere Welt nicht im Schutz der natürlichen Wege überschreiten kann, ist es möglich, dass die Zwischenwesen sich kundtun, dass sie erlebt werden.
Irgendwie ist es jedoch erstaunlich, dass wir im Tiefschlaf, wenn unsere Seele diese ersten Übergänge geschafft hat, das Bewusstsein nicht behalten können, um den höheren Wesen bewusst zu begegnen, um die Inspirationen und Impulse, die Prägungen des Himmels wach zu erleben. – Doch ich nimm an, dass wir das tun, nur in einem höheren Bewusstsein, das dann, zurückgekehrt in den Körper, sich als solches nicht mehr an seine himmlischen Prägungen erinnert. Diese Prägungen kommen aber in Impulsen im Leben zum Vorschein, werden wirksam in Taten und Entscheidungen.
Den Himmel zurecht verlieren
Das ist es auch, was ich heute in dem Gespräch sagte: Es ist nicht nur eine Tragik in der Evolution der Menschheit, dass sie die Anbildung an die Himmelswelt verloren hat. Dass der Mensch für die Dämonen und Götter nicht mehr offen ist, dass sein Bewusstsein von diesen Wirkkräften abgeschattet ist und verschlossen in die eigene Leibeshülle mit den Sinnesorganen und dem logischen Denken – das muss einen tieferen Sinn haben. – So wie auch das Kleinkind aus seiner Verbundenheit fallen muss, um sich als eigene Person, als eigenes Ich zu bewähren und zu finden.
Die niederen Himmel bezwingen
Dabei mache ich eine scheinbar abfällige Bemerkung über all die neuen Hellseherinnen und Propheten, die Stimmen hören, die vernehmen, die sehen und Antworten bekommen – und dabei oft genug ein gutes Geschäft machen, die Gunst der Stunde nutzen und ihre Beratungspreise erhöhen. Was dabei sich ausspricht, kann zu Recht angezweifelt werden. Ich spreche davon, dass die sich für diese Praxis manifestierenden Stimmen eher niedere Kräfte sind, eben solche Geister, die sich angehängt haben an die Karriere eines Sehers, einer Seherin, die – wie es scheint –spezialisiert sind darauf, in Menschen ihren eigenen Einfluss zu vermehren und zu geniessen, die in ihren engen Grenzen und Horizonten dies und das schlecht finden, jenes aber gut, und für Liebe, Karriere und Geld besten Rat wissen – und selbst da in die Irre gehen. – Für das wahre, höhere Leben geht es um ganz Anderes, wobei dieses ganz Andere auch Raum finden kann in diesen Beratungen. Das ganz Andere aber kommt von Gott, ist in den hohen Regionen der menschlichen Führung bereitet und von Christus in grosser Kraft und Glorie für uns da. Doch dahin gelangen wir in der Regel kaum durch unser Streben, Sinnieren, Meditieren und Beraten lassen. «Den Seinen gibt er es im Schlaf» (Psalm 127,2).
Vom Wirken der Religion
Religion und Christentum verbindet mit dieser Christus-Kraft. Halten wir uns im Wachen an die Zeichen und Inhalte, die Christus zu uns herab gebracht hat, so tragen uns dieselben im Tiefschlaf – wenn sie unsere Seele erfüllen und beleben – hinauf in die Sphären der höheren Mächte, des himmlischen Menschen, des Menschensohns, so Gleiches auf Gleiches trifft und sich findet und bestärkt, befruchtet und belebt – in Band der gegenseitigen Liebe.
Der Mensch bringt in sein Wachleben Impulse von dieser Welt, die himmlische Prägung. Er hat in jeder konkreten Alltagszene eine neue Wachheit und Liebe zum Heil der ganzen Schöpfung. Er hat plötzlich ungeahnte Kräfte, sich dem Niederen liebevoll hinzugeben, die Mängel und Defizite da und dort zu mit Mitgefühl zurealisieren und sich zu verschenken.
Das ist ein Tatchristentum, das der Atheist, der Muslim oder der Buddhist genau so wie die Christin leben kann. Es geht da um Kräfte, das Säufzen der Schöpfung zu vernehmen und die Freiheit der Kinder Gottes in die Tat umzusetzen Kraft der himmlischen Gnade.
Theorie zu den Aufwachträumen
Die Rückkehr der Seele mit dem Ich-Kern in den Leib und das Gehirn ist ein ebenso abenteuerliches Unternehmen wie die Anfangs geschilderten Wachträume beim Einschlafen. Allerdings überkommen uns die Aufwachträume im Morgendämmern, im Übergang der Nacht in den Tag. Da kehren wir aus dem Tiefschlaf zurück und bringen an sich grosse Erfahrungen mit, welche wir aber mit den Mitteln unserer irdischen Bewusstseinsräume nur begrenzt und verworren empfangen. Kehrt die Seele mit ihren Inspirationen zurück, beginnt die Vermittlungsarbeit. In der Regel ist das eine Aufarbeitung von Wünschen, von vergangenen Zielen und Normen, von biografischem Stoff. Da wird dies und das ausgewählt, weil da und dort etwas von der höheren Prägung sich auswirkt. Das zeigt sich in der Regel als unspektakuläre Bilder- und Gefühlsfolge, durch die ein bestimmter Lebensbereich infiltriert, gerichtet, geläutert, verarbeitet oder auch nur beunruhigt wird – je nach der Macht der Impulse, die wir gemäss unserer Bestrebungen mitbringen.
Die Richtung auf Verarbeitung, auf Läuterung, Ganzwerden und Erneuerung ist aber unverkennbar. Auch beängstigende und tragische Träume, die von Tod und Tragik handeln, können einen Sinneswandel ankünden, bestätigen und fördern.
Die grossen und wichtigen Träume werden in der Regel als solche erlebt und erkannt, auch wenn deren Deutung offen und rätselhaft bleibt.
Biblische Träume
Heute habe ich die Ausgabe des Kirchenboten 4/2008 zum Thema Träumen erhalten, welche mich bis vor zwei Wochen beschäftigt hat.
>>> Kirchenbote 4/2008 Themenseiten «Mir hat geträumt» als PDF
Auf Seite 5 habe ich die Spur der Träume in der Bibel verfolgt. Es scheint klar, dass in den Träumen eine Möglichkeit der Offenbarung liegt, sei es klar in Worten und Bildern oder verschlüsselt, der Deutung bedürftig. Dann aber wird das Träumen ein Zeichen des Heils, Jünglinge werden Träume träumen. Sie werden die Zukunft der Welt Gottes hier herab bringen, werden nicht bloss «nichtwissend» inspiriert sein, sondern schauen, staunen und danken über den Gnadenfluss. Sie werden die Zusammenhänge aufzeigen und darstellen, in Texten und Musik, in Poesie und Bild, in Lebenskunst und sozialer Kunst.
Mein Editorial habe ich spät in der Nacht, noch im letzten Augenblick verändert. Ich war am Tag darauf verunsichert, auch Wochen später. Wie ich es heute lese, kann ich dazu stehen. Ja. Die Träume verbinden die beiden Welten: Tag und Nacht, Erde und Himmel, Mensch und Gott, Vergangenheit und Zukunft. Und seit der Menschwerdung Gottes, sind die Gegensätze nicht mehr absolut. Das alles gehört zusammen und kommt zusammen. Träume haben nach Sigmund Freud irdische Wurzeln, aber nach C. G. Jung auch himmlische Wurzeln. Beides gehört nun zusammen. Wir nehmen unsere Biographie ernst, aber leben auch im Hinblick auf die Prägungen aus der Zukunft, der Nacht, des Tiefschlafs. Die Träume vermitteln.