«Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!» Apokl. 2, 29
Max Beckmann - Steinzeichnungen von 1941
Die Steinzeichnungen Beckmanns zur Apokalypse entstanden 1941 in Amsterdam, wohin sich Beckmann 1937 zusammen mit seiner Frau aus Nazideutschland abgesetz hatte. Seit der Besetzung Hollands 1940 durch die faschistischen Truppen lebte er im Verborgenen. Die Zeichnungen zur Apokalypse wurden von Georg Hartmann, einem Freund aus Frankfurt, angeregt. Hartmann wollte die Zeichnungen zusammen mit dem Text drucken. Zwei mal hat Beckmann die Zeichnungen 1942 koloriert, nachdem sie in Frankfurt litographiert und in einer Auflage von 25 Exemplaren gedruckt worden sind.
Copyright: Die Bilder entstammen dem Buch: Apokalypse - Die Offenbarung Sankt Johannis in der Übertragung von Martin Luther. Mit 27 Steinzeichnungen von Max Beckmann, Verlag Philipp Reclam jun. Leibzig, 1989
1.20: Leuchter und Sterne, Gemeinden und Engel
2,10b: Die Verheissung der Krone des Lebens
2,29: Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist ...
3,19: Ich strafe und züchtige, die ich lieb habe ...
4: Thronvision mit den
24 Ältesten und 4 Tieren
5,7: Das Lamm ist würdig, das Buch zu öffnen
6,1-8: Öffnung der Siegel
1-4, vier apokalyp. Reiter
7, 1-8: Versiegelung der 144000 durch den Engel
7,17b: Gott wird alle Tränen abwischen von ihren Augen
8: Die ersten vier Posaunen erschallen
9: Die fünfte Posaune erschallt
106b: Es wird keine Zeit mehr sein …
11,3-14: Die zwei Zeugen, wie Ölbäume
12: Das Weib, ihr Kind und der Drache
13,1-7: Anbetung der beiden Tiere aus dem Abgrund
14,13: Selig sind die Toten, die im Herrn sterben
15: Das Lied des Lammes
16,1: Die 7 Zornschalen
16,17: Die 7. Schale
17,1-6: Die Hure Babylon
18,1f: Gericht über Babylon
18,9-19: Klage über Verlust
19,11-16:Sieg des Christus
20,4-6: Das 1000-jähr. Reich
21,4: Tränen abwischen
22,6-15: Offenbarungsengel
22,18ff: Schluss, Vollendung
Max Beckmann (1884-1950)
Ich kenne bis jetzt keinen andern Künstler, der im 20. Jahrhundert so eigenständig und neu die Apokalypse illustriert hat. Beckmann hat selber die Bibel gelesen und sich von bestimmten Versen ansprechen lassen. Die Bilder sind alle originell und dem subjektiven Sehen entsprungen. Da sind kaum Anspielgungen an die Ikonographie, an die Tradition. Das mag mit der Situation des Exils zu tun haben. Beckmann hatte damals in Amsterdam keine Vorlagen und keine Literatur zur Verfügung, er lebte im Verborgenen. Nur die Lutherbibel hatte er bei sich, welche er für die ersten Entwürfe benutzt hat. Er zeichnete in den Text, über den Text. So entstand aus der Einsamkeit, der Isolation und der Sorge über der Zukunft der Welt dieser originelle Zyklus, der für mich Vorbild ist in vielem.