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Blick von Kirchlistrasse Rotmonten auf St.Gallen, das Appenzellerland und Säntis (Juli 2006)

Arbeitsjournal zur Johannesoffenbarung Juli bis November 2006

Montag, 10. Juli 2006

Auf den Spuren des Logos I

Die fünf Wochen Schulsommerferien haben begonnen. Auch ich werde wieder etwas Zeit finden, mich der Johannesoffenbarung zu widmen. Hinter mir liegt die Arbeit am Kirchenboten 7-8/06 zum Thema «Heilige Räume», Schulabschlussfeiern, Aufräumen, Gartenarbeit usw. Bis ich jeweils wieder ins Thema komme, brauche ich einige Tage.
Zuletzt hatte ich mich mit erkenntnistheoretischen Fragen beschäftigt. Ich hatte nach einer philosophischen Grundlage Ausschau gehalten, welche den Aufbau einer der Apokalypse adäquaten Weltsicht ermöglicht. Dabei bin ich auf die Logoslehre der alten Kirche gestosssen, welche die idealistische und romantische Philosophie aufgegriffen hat und in der Anthroposophie eine moderne Ausprägung sucht.
Inzwischen habe ich einige Schriften gefunden, die mir helfen können, eine Art «Logoschristentum» zu skizzieren. Aufschlussreich ist das Büchlein vom Anthroposophen Wilhelm Kelber, das ich derzeit lese: «Die Logoslehre – von Heraklit bis Origenes.»
Ich bin überrascht, in wie vieler Hinsicht die Philosophie der Stoiker, die zur Zeit der Abfassung der neutestamentlichen Schriften quais die Popularphilosophie war, christliche Grundgedanken vorgebildet hat. Der Logos als «Weltvernunft» schafft die Verbindung zur Schöpfung, zwischen den Menschen und zu Gott. Was die Alten mythisch in Bildern und Geschichten erlebt haben, wird bei Heraklit in Ephesus erstmals im Gedankenelement gefasst, noch auf dem Hintergrund des bildhaften Denkens, aber doch klar im Erleben des alles vermittelnden Elementes, des Logos. Im Laufe der griechischen Philosophiegeschichte, vor allem nach den drei grossen Meistern Sokrates, Platon und Aristoteles tritt in der Stoa das Leben im Logos als allverbindendes Element hervor. Kelber zeigt die Analogie zwischen philosophischen Einsichten und biblischen Bildworten, vor allem aus dem Johannesevangelium.
Karl Jaspers Idee der Achsenzeit zeigt sich deutlich bestätigt. Es ist verblüffend, wie in den Jahrhunderten vor Christus ein ganz neues Element in die Kulturen kommt. In der Reflexion wird ein zwar dünnes, aber tragendes Gedankenwesen erfahren, das der Mensch selber tätigt und darin er doch in einem grösseren Seinszusammenhang sich findet. Die Entwicklung des Denkens geschieht in der gütigen Begleitung der Götter, denen die Menschen diese Erfahrung verdanken. Wie das Denken auftritt, erleben die Menschen darin etwas Göttliches, ein schaffendes Weltprinzip, dass nun dem Menschen in die Obhut gegeben wird, dass er darin weiter schafft – sich erschafft im Logos.
Nun komme ich zum Kapitel über den Logos im Judentum, dann bei den Vätern. Die Logoschristologie, das wird deutlich, war bis ins 4. Jahrhundert neben andern Christologien die wichtigste Verständnisbrücke zur griechisch sprechenden und denkenden Ökumene. Später wurden andere Bilder und Titel wichtiger, wie der Sohn Gottes, Christus als Menschensohn, als Priester, als Heiland usw. Für die philosophische Begründung und Entfaltung der christlichen Heilsökonomie aber wird die Logoschristologie bedeutsam bleiben, zumal sie in der Schrift ihre klaren Spuren und Zeugnisse hinterlassen hat.
Dabei wird es darum gehen, den Zusammenhang von Logos und Sophie zu klären, wie auch deren Zusammenhang zu Gott, zur Schöpfung, zu den Menschen und zu der Kirche als der Gemeinschaft der Heiligen.
Vor allem aber möchte ich darüber nachdenken und erfahren, inwiefern Christus als Logos erlebt und bezeichnet werden kann, welchen Aspekt von daher auf Christus kommt und wie wiederum der Christus durch den Logos geprägt wird.

Freitag, 14. Juli 2006

Auf den Spuren des Logos II

Was treibt mich an, die Spuren der Logoschristologie aufzusuchen? – zum einen spielt sie eine Rolle in meiner Frömmigkeit als Deutungs- und Erkenntniselement für den Zusammenhang von Mensch, Natur und Gott, zum anderen erlebe ich sie als ausbaufähig auch für die Gegenwart, als jene Christologie, welche über die Philosophie eine Brücke zu den andern Wissenschaften herstellen kann. Logoschristentum oder johanneisches Christentum hat den Keim in sich, den Kosmos des Wissens mit dem Leben des Glaubens in Beziehung zu bringen. – Ich finde hier den Ansatzpunkt für eine Glaubenslehre, welche erlaubt, die Apokalypse mit ihren kosmologischen und heilsgeschichtlichen Inhalten substantiell und universell auslegen zu können und fruchtbar zu machen.
Ähnliche Anliegen haben wohl schon Johannes bei der Verfassung des Prologs angeleitet, ebenso die frühchristlichen Exegeten des Logos, dann die mittelalterichen Theologen bei der Entfaltung der Schöpfungslehre und der Trinität im Zusammenhang der Universität, weiter haben die Idealisten und Romantiker mittels der Logoslehre eine Universalphilosophie zu entfalten versucht, die Christentum und Wissen verbindet, doch der aufkommenden Naturwissenschaft konnten sie damit nicht mehr gerecht werden. Ihre Philosophie wurde als Spekulation negativ bewertet und verlor ihre Relevanz für das Wissen.
Wie weit eine Logoschristologie für die Wissenschaften bedeutsam werden kann, das muss der fernen Zukunft anheim gestellt werden. Vorläufig ist da wenig auszurichten. Die Wissenschaften gehen ihre eigenen Wege und sollen sie wohl in bedingter Weise auch gehen müssen.
Umso eher wäre es Aufgabe der Theologie, der Verkündigung, wenigstens im Glaubenskosmos eine Christologie zu entfalten, welche Christus als Herr der Schöpfung und der Geschichte plausibel macht. In der Verkündigung bieten sich viele biblisch belegte, bildhafte Christusbezeichnungen und -symbole an, welche durch ihren Bildcharakter das Heilswirken in die Bereiche der Natur, der Geschichte und der Seele vermitteln. Mit dem Logosbegriff bietet die Bibel aber auch eine Bezeichnung für den Erlöser Christus, welche das Heilwirken direkt im Element des Denkens erfahren lässt. Ist diese Christologie wenigstens für die Verkündigung bleibend relevant?

Der Logos in der Dogmatik um 1910: Im Buch «Der Logos als Heiland im ersten Jahrhundert» vom katholischen Dogmatiker Engelbert Krebs aus dem Jahr 1910 finde ich eine aufschlussreiche Zusammenstellung zur Bedeutung des Logos in der Zeit um 1910. Für die katholische Theologie sei allgemein akzeptiert, dass «das Wort» des Johannesprologs wirklich das innere geistige Wort Gottes ist, nicht nur eine metaphorische Bezeichnung für Jesus, den Abschluss und Vollender der Offenbarung. Doch auch bei den Protestanten gebe es konservative Sichtweisen. Georg Lasson beginnt seine Erläuterung zum Prolog: «Der Eingang des Johannesevangeliums öffnet uns den Blick in die Tiefen der Gottheit», und er erklärt dann die ersten Verse ganz im Geiste der alten kirchlichen Trinitätslehre. Auch Theodor Simon sieht in der Logosidee «die Wurzel für da Verständnis der Person und des Werks Jesu. Die Logosidee liege tief in den Boden gesenkt, bis sie endlich in den johanneischen Schriften «durch Offenbarung aufgedeckt» und in seine in der Ewigkeit liegenden Wurzeln verfolgt werden.
Dagegen relativiert die liberale Theologie um 1910 den spekulativen Logosgedanken, anerkennt aber, dass die spekulativen Gedankens des Prologs (Gottesbild, Erstgeborener der Schöpfung usw.) im ganzen Evangelium immer wieder auftreten. Harnak ging so weit, 1892 zu schreiben, dass der Logos der Vorrede nicht der Christus des Evangeliums sei. Die Versuche, aus dem Prolog ein System christologischer und theologischer Lehrsätze zu gewinnen, werden als Missbrauch und Irrtum abgetan. Logos habe bei Johannes primär die Bedeutung von Gottesoffenbarung.
Engelbert Krebs geht es in seinem Buch darum, die innere Verbindung des Logosbegriffs mit der Erlösungslehre des ersten Jahrhunderts auszuzeigen. Daraus gewinnt er neue Gesichtspunkte, welche die religiöse Dimension der Logoschristologie auch für die Gegenwart aufzeigen.
Der Logos in der heutigen Theologie? – Es fragt sich nun, wie weit ich das weitere theologische Arbeiten im Zusammenhang mit der Logoschristologie bis in die Gegenwart verfolgen kann. Das wäre ein Studium für sich. Über einige Lexikonartikel könnte ich einen Überblick gewinnen. Wie sind Barth, Bultmann, Rahner, Brunner, Tillich usw. damit umgegangen, wie Pannenberg, Moltmann usw., wie die heute lebenden Systematiker?
Eigentlich spannend und fruchtbar ist die Logoschristologie ja vor allem durch die Einbeziehung des Wissens überhaupt, durch das interdisziplinäre Gespräch. Als bloss innertheologische Spekulation und Logosmetapysik muss die Logoschristologie einsam, hohl und überweltlich bleiben.
Rudolf Steiner hat mit seiner Geisteswissenschaft eine umfassende Logoschristologie für die Gegenwart begründet, doch sie bleibt in vielem in sich geschlossen und korrespondiert mit der weiteren Gesellschaft eher durch die Früchte, die Ergebnisse in Schule, Medizin, Landwirtschaft usw. Als religiöse Disziplin, als spirituelle Praxis findet die Anthroposophie nicht die grosse Öffentlichkeit. Die eher kirchlichen Zweige, die Christengemeinschaft und Tombergs Schrifttum, wo explizit die biblische Lehre als Weltsicht und Teilhabe am Logos entfaltet wird, bliebt doch im grossen und ganzen ein religiöser Glaubenskosmos, in dem alles im Einen seinen Platz findet, wie es dem Logos entspricht. Doch die Erklärungen haben eher den Wert der christlichen Weltanschauung als der inneren Erfahrung des Logos als Kommunion mit Christus.
Gibt es eine aktuelle Logos-Spiritualität? Mit Herbert Witzenmann, einem philsophischen Lehrer der Anthroposophie, teile ich die Auffassung, dass im Moment weniger die Entfaltung der Lehre wichtig ist, als viel mehr die innere Erfahrung dessen, was Erkenntnis und dann Lehre ermöglicht. Es geht um die innere Geisterfahrung als ein Minimalzeugnis, auf dem alles weitere gebaut werden kann: der Felsen, auf dem die Kirche errichtet wird.
Ich denke da an innere Übungen, aber auch an mögliche Rituale, welche diese Geisterfahrung fördern könnten. Als innere Praxis ist die Rückblickübung zu nennen, welche das Geschehen des Tages rückwärts reproduziert und dabei die reproduzierende und in der Beobachtung gewahrende Kraft stärkt. Dabei wird der innere Logos in all seinen sinnstiftenden und vermittelnden Dimensionen geweckt und erfahren. Weitere Übungen sollten möglich sein, welche den inneren Logos als Inhalt des Ichs wecken. Bei Ritualen denke ich an Experimente mit dem lauten Sprechen und an Mandalabilder, welche in der Entstehung die Kräfterelationen veranschaulichen. Das nur andeutungsweise. – Eigentlich musste ich da auch vom christlichen Gottesdienst sprechen können, vom Gebet, von der Predigt, vom Segen, der Verkündigung usw. Wie weit lassen sich diese traditionellen Rituale des Protestantismus spirituell vertiefen, so dass darin explizit Christuserfahrung als Logosgewahrung gesucht werden könnte?
Ich wende mich wieder der Lektüre zu, um in den nächsten Tagen einen Text über Aspekte zeitgemässer Logoschristologie verfasen zu können. Dann will ich mich wieder der Apokalypse selber zuwenden.

Abendgedanken: Logoschristentum III

Streitpunkt Christologie: Ich verstehe alle, welche mit diesen Überhöhungen Jesu zu einem Gott, zum Schöpfungsmittler, zum Sohn Gottes, zum Erlöser und Heiland der Menschheit, zum kosmischen Menschensohn oder eben zum Logos, dem Wort Gottes, schlichtweg nichts anfangen können. Unsere säkulare Weltsicht gibt dazu nicht die Denkmittel.
«Jesus selbst hätte das Apostolikum nicht bekennen können», heisst heute ein Titel in der Reformierten Presse. Gottfried Lochers Vorschlag, das Apostolikum als Grundkonsens der Reformierten einzuführen und es im Gottesdienst zu bekennen, wird abgelehnt. Anstössig empfinden die Schreiber z.B. die Jungfrauengeburt und das Bekenntnis an die heilige, allgemeine christliche Kirche. Befürchtet wird Glaubenszwang, Entmündigung, Unfreiheit. – Was solls. Wir haben ja vor dem Apostolikum die Bibel als Grundlage, in welcher sich für modernes Denken noch viel anstössigere Aussagen finden. Geht es doch beim Apostolikum wie auch bei der Bibel (vor allem dem Neuen Testament) um die Frage, welche Christustraditionen uns überhaupt ansprechen können und von welchen wir uns noch herausfordern lassen sollen, um in der Kirche die lebendige Glaubenstradition am Leben zu erhalten durch eine lebenserneuernde Christusfrömmigkeit. Statt uns darüber zu streiten, was unverständlich ist, würden wir uns besser darüber ereifern, wie das Unverständliche und doch Grundlegende uns heute zugänglich werden kann.
In mir rotieren Bilder, Gedanken und Empfindungen. Ich sehe einen grossen Streit um die rechte Verehrung Christi auf uns zukommen, und dieser Streit wird nötig sein. Denn es herrscht eine grosse Ratlosigkeit um alle altorientalischen, antiken, metaphysischen, kosmologischen oder gnostischen Jesus-Titel, Jesus-Bilder und Ansprüche der Bibel selber. Am absurdesten und verwirrendsten kommt mir heute der Titel «Gottessohn» vor, um welchen ja auch mit dem Islam eine harte Auseinandersetzung läuft. So grob, so naiv und bloss traditionell unreflektiert viele Christen diesen Titel empfinden und damit umgehen, so grob, naiv und traditionell unreflektiert ist die Gegenreaktion bei den Muslimen.
Meine Hauptfrage: Ist das Christentum eine Ideologie, von mir aus eine gute Ideologie, oder haben diese Überhöhungen der Jesusgestalt teilweise (und wie?) Anhalt am wirklichen Jesus oder dann wenigstens am lebendigen und auferstandenen Jesus Christus.

Jesus hat den Interpretationsprozess ausgelösst: Klar kann gesagt werden, dass Jesus einen Interpretationsprozess ausgelösst hat, in dem sich grosses und kleines Erkennen durchmischen, in dem echtes Sehen und Leben und eitles Wollen und Überheben um die Wette eifern, in dem Lieblingstraditionen sich fortpflanzen, aber auch echte neue Einsichten gewonnen werden. Jesus hat mit seinem Leben und Sterben bei den Seinen einen gewaltigen spirituellen Prozess in Gang gesetzt, der in den vorhandenen Traditionen nach Worten gesucht und gefunden hat und auch heute bei uns einen Prozess auslösst, die rechten Worte zur Verehrung Gottes durch Christus zu finden.
Was aber ist nun von all den Worten, die uns über diesen Jesus überliefert sind, zu halten? Wie ist damit umzugehen?
Jede Zeit hat selektiv davon etwas aufgenommen und auf Grund der Schrift ihre Sicht des Lebens und Glaubens entfaltet.
Da stehe ich und tue desgleichen aus meiner Biographie, aus meiner Vorbildung, aus meinen Sehnsüchten, aus meinem Vermögen, aus meinem Glauben.

Bekenntnis zum Logos: Was mir bewusst wird: Ich habe Respekt vor jedem Titel Jesu, ihn nicht leichtfertig zu gebrauchen. Wenn ich meinen Jesus als «Wort Gottes» bekenne, das im Anfang war, aus dem alles geworden ist und das Fleich ward, um von uns geschaut zu werden und darin der Herrlichkeit des Vaters teilhaftig zu werden – ist da der Wunsch der Vater des Gedankens? Wer verführt mich zu dieser Anmassung, im Glauben an Gottes Wort in Christus, selber am Ganzen, am Letzen, am Unsterblichen, am Höchsten Anteil zu nehmen? – Wer, wenn nicht der Logos selbst oder einer seiner guten oder eitlen Diener?
Nur Gleiches erkennt Gleiches. Also masse ich mir eine Gleichheit mit Gott an? Ausgangspunkt ist der Menschen. Er muss sich als von Gott abhängig erkennen können. Von einem Gott gewollt, geschaffen, geliebt, erlöst oder gemeint zu sein. Das ist der Anfang des Glaubens, der Grund der Religion.
In der Antike, auch noch zur Zeit Jesus, geschah Religion an den Menschen. Sie geschah vorchristlich durch die Tradition, darin die Götter wirkten, sie geschah zur Zeit Jesus durch sein Erscheinen, in dem Gott wirkte.
Heute geschieht Religion nicht mehr. Sie muss ergriffen werden, getan, gewollt, gesucht, erarbeit, verwirklicht.
Von allen Jesustiteln ist der Logos jenes Element, das wir am ehesten selber verdanken, pflegen und stärken können, zumal alle Menschen sprechen und, ob glaubend oder nicht, den Logos in sich bewegen und fördern. Gott hat dieses Element gewählt, um sich uns mitzuteilen, um darin von ihm geahnt und gefunden zu werden. Der «Allvermittler», der Logos, der das Viele im Einen zusammenträgt, er ist das Element, das durch den Sohn zum Vater führt und uns zu Kindern Gottes macht.


Der Logos als Vermittler des Vaters (der Ermöglicher des Monotheismus) und damit des Ichs: Ein Gedanke von Wilhelm Kelber ist bei mir ganz besonders hängen geblieben: Es geht (auf Seite 87) um die Frage, was den Menschen zum Monotheismus fähig und mündig gemacht hat. Seine Formulierungen scheinen mir ganz aus dem Studium der geistesgeschichtlichen Metamorphose des Logosgedankens gewonnen zu sein. Hierin liegt für mich auch der reale Erfahrungsgrund für den johanneischen Prolog, also die Legitimation, Christus als den Logos im Fleisch, in der Menschwerdung zu bezeugen. Religionen und Mythen stehen im Dienst einer grösseren Bewegung, der Ich-Werdung des Menschen. Ich zitiere Wilhelm Kelber, Seite 87:
«Eine Menschheit vor der Ausbildung der Individualität wäre nicht in der Lage gewesen, sich die geistige Welt im Bilde eines Gottes vorzustellen. Die Voraussetzung dazu war, dass der Mensch die Fülle der eigenen Seelenkräfte unter das Szepter eines inneren Führungsprinzips, eines Hegemonikon, eben des Ich, gebracht hatte. Wie das Auge das Wahrnehmungsorgan für das Licht ist und die Seele das Organ für das Göttliche im allgemeinen und in seiner Vielfalt, so ist erst das Ich das Organ für den Einen höchsten Gott. Dieser Eine war und regierte zur Zeit der polytheistischen Religionen nicht weniger als später, und zur Zeit des Monotheismus gab es nicht weniger Götter in der geistigen Welt als früher. In der Verehrung der vielen Götter spiegelt sich ein seelischer Zustand der Menschen, der weder das Walten der vielfältigen Kräfte, die sich in der Natur bekunden, noch derer, die den Mikrokosmos der Seele mit ihren verschiedenen Teilen, Kräften, Ängsten und Idealen bilden, in eine Einheit fassen konnte. Und so waren auch die vielen Götter keineswegs im gleichen Sinne geistige Personen, wie das im Monotheismus bei der Einen Gottheit eintritt. Es waren vielmehr Namen für unfassbare Kräftewesen, die in der Beziehung noch eine gewisse Verwandtschaft hatten mit dem Numinosen, das wir etwa bei Sturm oder Gewitter, an der Herrlichkeit der Sonne oder der Gewalt des Wachstums erleben.
Der Weg durch die Logosophie von acht Jahrhunderten kann uns lehren, wie der reine christliche Monotheismus schrittweise am Logos und durch den Logos entsteht. Die innere Vernunftkraft, die zugleich der Schöpfungen zugrunde liegt, hatte auch in der Stoa schon die Stellung zwischen Gott oder den Göttern und dem Menschen inne, die später das Mittlertum des Sohnesgottes ausmacht. Aus dem Judentum kam die eigenartige, zwar strenge, aber durchaus noch nicht klar auf den Vatergott bezogene Vorform des Monotheismus. Man könnte Jahve, den Gott des Volkes Israel, einen Statthalter des Vatergottes nennen, bis dieser durch den Sohnesgott offenbar wurde. Aber der jüdische Monotheismus erbrachte schon den Gedanken des philosophischen Logos als Sohnes Gottes. Die Aufnahme dieser Gedankenform durch Johannes, Paulus und die frühen christlichen Väter ergab erst das eigentlich christliche Bild Gottes. Der Monotheismus ist durch den Logos entstanden, der Vatergott wurde erst durch den Sohn offenbar. Wir sehen diesem Prozess bei Philo in einer wichtigen Phase zu. Sein Satz: Das Seiende, das allein durch das Sein Seiende» ist eben nicht mehr der Jahwe des Alten Testaments, sondern eine gültige Vorform des christlichen Vatergott-Bildes. Auf dem Wege einer gewissen Abstraktion sprengt Philo die Grenzen des jüdischen Gottes-Bildes und schafft sozusagen den Raum für den christlichen Vatergott.»
Hier hat Kelber aus seiner Anthroposophie eine Schlüsselfrage erörtert. Was macht den Menschen fähig zum Monotheismus? Es ist der dem Menschen innewohnende Logos, der, sobald er im Ich als das Seine ergriffen wird, auch mündig wird zum Monotheismus, zum Bekennen eines universalen Gottes der Schöpfung und aller Völker. Sicher hat diese Erkenntnis schon bei den Propheten Israels sich kundgetan. Aber die Formulierung des Johannes in seinem Prolog, in welchem er sich an die ganze Geschichte der Logosophie im griechischen und römischen Reich «andokt», stellt eine Christologie zur Verfügung, die das heraklitische «Eins in Allem» dem Individuum als sein Ich zuspricht. Christus wird Mittler zur logosophischen Gottheit. Und damit wird auch der Gott der Juden, Jahwe, zum Gott der griechisch sprechenden Christenheit, zum Gott des Reiches, das damals die Herrschaft über den Weltkreis übernommen hat.

Folgerungen: Tatsächlich wird der innere Logos mit der Stoa ein Thema. Dessen Dignität ist offen. Durch das Johannesevangelium wird dieser Logos als Teilhabe, als Leben aus Gott, als Geschenk und Gnade der Erlösung, realisiert. Teilhabe aber setzt Kommunion voraus. Der Mensch ist des Gottes, des Eines in Allem, fähig, kraft des Logos, der in jedem Menschen veranlagt ist und Kraft der Opfertaten Christi in den Anhängern Wohnung nimmt.

Interne Fragen rund um die Logoschristologie: Hier nun aber beginnen die eigentlichen Fragen. Das Logoskonzept setzt voraus, dass der Logos samenartig in jedem Menschen lebt. Darum kann der Logos vom Menschen vernommen und ausgesprochen werden. In welcher anderen und intensiveren Weise lebt nun der Logos in Jesus Christus? Das Johannesevangelium bestimmt ihn als den Logos, der am Anfang bei Gott war und aus dem alles geworden ist. In Jesus soll also nicht nur der Mikrologos gelebt haben, der keimartig in jedem Menschen lebt und anerschaffen ist. In Jesus soll darüber hinaus der grosse Logos, der Schöpfungsmittler, der ewig in Gott ist, offenbar geworden sein. Es ist nicht der individuelle Logos in jedem Menschen, sondern der Logos der Gattung Menschen, also des Makromenschen, der wiederum analog den Makrokosmos so erschafft, dass der Menschen darin leben kann und in diesem lebend zu sich selber findet. Ich bewege mich hier auf spekulativem Boden, aber ich will noch einen Schritt weiter fragen. Der grosse Logos ist für jeden Menschen relevant, sofern seine ganze Leiblichkeit ihm zu verdanken ist. Der kleine Logos, der Keim des Ich, hat darum von Anfang an einen Bezug zum grossen Logos. Dieser Bezug muss bei Jesus anders als bei gewöhnlichen Menschen verwirklicht gewesen sein, da er ja in seinem Wort Einfluss hatte auf den Wirkungsbereich des grossen Logos. Er heilte, was aber auch andere Heiler tun konnten. Er hatte Macht über die Elemente, was ebenfalls auch andern Magos zugeschrieben wird. Bleibt der Kerngehalt der christlichen Botschaft, die leibliche Auferstehung. Der Makrologos in Jesus hat exemplarisch den Leib des Jesus verklärt und auferweckt und damit das Erdenziel in einem Menschen vorweggenommen. Christus ist so der Erste und der Letzte, der Anfang und der Vollender der Schöpfung.
Die alte Frage der Christologie ist diese: Wie hat Gott in Jesus gewirkt und Jesus damit göttliche Natur verliehen. Man könnt auch fragen, was von Gott, welcher Teil, welcher Aspekt, in Jesus erschienen ist. Weil Gott aber Eins ist, muss in der Gottheit selbst differenziert werden, steht die innergöttliche Dynamik zur Debatte. Und da sind wir in dem hoch spekulativen Gebiet der Trinität, welche Muslime ärgert, aber auch in der Christenheit grosse Streitereien und Kontroversen auslösst. Wie sollen wir als Menschen über die drei Personen in Gott etwas sagen können?

Von allen Titeln Jesus, die ihm göttliche Attribute zuschreiben, ist der Logos ein Titel, der im Unterschied zu den andern nicht bildhaft daherkommt, sondern ein Lebenselement des Menschen anspricht: das Denken, die Sprache. Das schöpferische Element des gesprochenen Denkens, des eigenen Logos. Wie weit kann nun dieser innere Logos im Menschen zum Schlüssel werden, seine eigene Geschichte in Zusammenhang mit seiner Herkunft, Genese und Verwandlung zu erfassen, zu erschliessen, zu werden?
Um so quais eine geistempirische Theologie zu realisieren, welche «die seelische und geistige Beobachtung» pflegt, komme ich zurück auf die Frage nach geistlichen Übungen, aber auch auf die Frage nach der geistgemässen Predigt, dem erschliessenden Bild zurück. Heiliger Kult und Kunst im Dienste des Logos, der in uns werden soll … (15.7.06)

Dienstag,18.7.06

Mein Protest gegen aktuelle katholische Fundamentaltheologie (Logoschristologie)

Heute erhalte ich per Post zwei neue, über Internet bestellte Bücher zum Thema Apokalypse. Im einen beginne ich sogleich zu lesen, da es in mehreren Untertiteln vom Logos und von Logosoffenbarung spricht. Es handelt sich um theologische Aufsätze eines jungen (*1951) katholischen Theologen, der in Fach Fundamentaltheologie promoviert und in Dogmatik habilitiert hat. Priesterweihe 2002. Der Mann heisst Kurt Angelt, sein Aufsätze zum Thema «Das Ende der Zeit - die Zeit des Endes, Eschatologie und Apokalypse) sind im echter-Verlag 2005 erschienen. Mit Interesse las ich eine Passage, wo er Hegels Vermächtnis der Identität des Geistes als Anmassung ablehnt und die Verschiedenheit von menschlichem Denken und göttlichem Logos betont, vor allem darum, weil der Logos Fleisch geworden ist uns sich so jeglicher philosophischer Selbstaneignung entzieht. Referiert wird auf das Vorgegebene: die Schrift, das Dogma, der Glaube. Konservative Theologie, welche sich in Rom Ansehen schaffen will - so kommt es mir vor. Der Mann gibt sich sehr weltoffen und modern, indem er Gershom Scholem, Walter Benjamin oder die Künstler Kandinski oder Klee zitiert. Im Grundduktus aber finde ich mich einer für mich fremden Welt gegenüber. Ich weiss nicht, worauf diese Mystik abziehlt. Im Grunde müsste die Welt römisch-katholisch werden, um sich dem Mysterium des menschgewordenen Logos richtig zu nähern und das für alle Welt bestimmte Heil zu treffen.
Aber es ist gut, wenn ich mich mit solchen Versuchen einer Fundmentaltheologie beschäftige, welche am Eschaton gegen die Selbstgenügsamkeit der Welt sich begründen. Ich will dasselbe mit meiner Auslegung, aber ich möchte es im freien Kontext tun. Ich muss nicht gegen das Säkulare angehen, das sich in die Dämonien des Antichristlichen steigern soll. Die Anthroposophie gibt mir einen Schlüssel, im Säkularen das Werden des Christlichen zu sehen.

Es bestätigt sich mir eine Behauptung des Anthroposophen W. Kelber. Er meinte, dass die Logoslehre des frühen Christentums dem Menschen eine Teilhabe am Logos zugesprochen hat, in der quasi der Ich-Kern voraus geahnt worden ist. Das Griechentum habe im Dienste des sich inkarnierenden Logos eine Anschauung des Menschen bereitet, in dem der Mensch als Träger des Logos verstanden wird. Diese Sicht des Menschen sei später verloren gegangen und habe einer Lehre Platz gemacht, in welcher der Mensch seine angeborene und heilswirksame Geistigkeit erst durch die Gnaden der Kirche zugesprochen erhält. Genau eine solche Lehre finde ich auch in den fundamentaltheologischen Reflexionen von Angelt.
Zu Recht erinnert Angelt an die neutestamentliche Endzeitstimmung, welche heute allgemein übergangen oder relativiert werde. Und ich kann mit ihm die Selbstgenügsamkeit der säkularen Welt wie auch die aufgeklärten und idealistischen Versuche, das Leben aus dem Menschen zu begründen, kritisieren. Aber bei der Antwort zeigt sich, dass er seiner Kirche verpflichtet ist. Der Logos führt nicht zum Ich, zum Welt- und Gottesbezug und zur Freiheit des Menschen. Bei ihm wird die Erinnerung an den menschgewordenen Logos zu einer offenbarten Vorgabe, welche im Menschen auf nichts Adäquates stösst, sondern Glauben fordert. Das Dogma, die (katholische) Kirche, die Tradition usw. werden im Glauben an das Eschaton zum Weg der Theologie und der persönlichen Nachfolge. Was das im Einzelnen bedeutet, lehrt die Katholische Kirche.
Ich suche dagegen einen Ansatz, der im Säkularen das Spirituelle findet durch Differenzierung im Geistigen selbst. Geist wird im Ich relevant, aber das Ich ist nur unterster Teil eines geistigen Kosmos. Ich vermisse hier den Grundsatz, dass nur Gleiches von Gleichem erkannt wird. Der Mensch hat Geist, ist Geist, was aber nicht heisst, dass dieser Geist erlöst ist und sich Vollkommenheit anmassen kann aus sich selbst. Aber der Geist hat über sich die Welt Gottes, aus welcher er lebt und befruchtet wird, auch wenn er scheinbar nur säkular denkt oder nicht der katholischen Kirche angehört. Wir sind gottunmittelbar im Glauben - das ist eine reformatorische Errungenschaft, auf der für die globalisierte und säkulare Welt gebaut werden muss. Man muss dem Menschen nicht den Geist und den Logos absprechen, um ihn bescheiden und bedürftig zu machen. Erst durch den Logos und den Geist, der in uns ist, werden wir wahrhaft Partner Gottes und ihm gegenüber wahrhaft bedürftig, glaubend und wachstumsfähig.

Donnerstag, 20. Juli 2006

Zweifel, Situationsanalyse, Projekte, Leitideen und Ziele

Gestern lese ich im anderen über Internet bestellten und neu erhaltenen Buch: Omraam Mikhael Aivanhov: die Himmlische Stadt – Kommentare zur Apokalypse. Es handelt sich um schöne christliche Esoterik (auf Grundlage der Kabbala), die aus Bulgarien stammt und in Frankreich in den 80-er-Jahren gelehrt wurde. Allerdings finde ich da soviel historische und theologische Lücken wie auch kulturelle und wissenschaftliche Naivitäten, dass ich das Buch in der Hälfte unterbreche, um wieder zu meinem Logos zurückzukehren.
Ich erinnere mich, nach meinem Theologiestudium, als ich noch in Basel mit einem Philosophiestudium begonnen habe, dass ich da eine Arbeit über Logik und den Logos geschrieben habe. Damals habe ich auch viele Artikel aus Lexikas kopiert, die bei mir irgendwo liegen müssen. So beginne ich im Estrich gesammelte Papiere durchzuschauen und bei der Gelegenheit gleich wegzuwerfen. Alle die Mäppli mit den Materialien vom Theologiestudium schaue ich kurz durch und trenne mich von den Notizen und Kopien. So komme ich ins Aufräumen und mache gleich weiter. Von den Kirchenboten behalte ich nur den Magnet – wegen der Illustrationen von Daniel Stifel. Die «reformierte presse» habe ich seit den 80-er Jahren gesammelt. Auch diese gehen jetzt ins Altpapier.
Das alles versetzt mich in eine melancholische Stimmung. Ich verabschiede das Projekt «Reformierte Mediengeschichte», wie ich es vor einigen Jahren als Dissertation zum Thema «Publizistik als Zweig der praktischen Theologie» mir vorgenommen hatte. Ich realisiere, dass meine Zeit bemessen ist und ich klar Schwerpunkte setzen muss. Ich merke, dass wichtiger als alles Papier und Internet die lebendige Begegnung ist, sei es privat oder in öffentlichen Anlässen, wo Wahrheiten offenbar werden im ganzen Menschsein.
Doch will ich die Medien nicht unterschätzen. Sie sind ein wichtiges Lebenselement für mich. Aber ich frage mich, auf was ich hinzielen will. Denn ohne klare Ziele verzettle ich mich. Lies da und dort, sortiere, sammle, notiere, arbeite usw. – aber ich brauche konkrete Aufgaben und Projekte, wie johannesoffenbarung.ch. Die Seite erachte ich als Vorübung für ein schönes Buch zur Apokalypse. Hier kann ich systematisch ablegen, ordnen und für mich (wie auch für andere) alles zugänglich machen. Doch die Fülle hat zuwenig Dichte und Klarheit, zu wenig Prägnanz und Brisanz.
Es gibt neben den schnellen Medien wie TV und Radio die Zeitschriften und Zeitungen, die aber ebenso flüchtig sind und nur einige Tage Bestand haben. Inmitten der grossen Bücherproduktion finden sich auch heute noch Bücher, die mehrere Auflagen erreichen, besprochen werden und im besten Falle über Jahrhunderte noch gelesen werden – so die Bibel, Kirchenväter, grosse Theologen, theologische Perlen wie von Guardini, Nick, Buber, Coello, Sölle usw.
Diese Bücher sind nicht einfach jenseits der Zeitgeschichte. Sie gehen meist von einer Aktualität aus. Der zeitgeschichtliche Bezug ist Anlass und Bühne, aber das Schauspiel und die Inszenierung ist aus den Kräften des Wahren, des Schönen und des Guten gespeist. So muss ich schauen, dass ich das Wesentliche der Gegenwart aufnehme, ein Zeitgenosse werde, und darin das Wort des ewigen Logos vernehme, der die Geschichte leitet. – Das ist noch immer leere Phantasterei über das, was Not tut, was ich gerne tun würde. Warum? Wozu? Welt verbessern? Eine Rolle spielen?
Heute überkommen mich diese Selbstzweifel noch stärker. Ich habe meine Seminararbeit über Logik und Logos gefunden und merke, dass ich ja früher schon mehr darüber nachgedacht und gearbeitet habe, als ich es z.B. in diesen ganzen Ferien tun könnte. Ich war da im Thema, im Seminar über formale Logik, die Troxlerarbeit hinter mir, lass Husserl, Heidegger usw. Aber ich könnte die 30-seitige Schrift niemandem zumuten, obwohl mich viele Gedanken faszinieren und verblüffen. Die Form stimmt nicht. Und an wen sollte so ein Text gerichtet sein. Damals waren es Studenten, die gewillt sind, im Rahmen des Philosophiestudiums über Logik nachzudenken. Was aber soll im Rahmen der Kirche über den Logos wie gesagt werden? – So erhalte ich heute sogar Zweifel an meinem ganzen Projekt Apokalypse? Wozu das alles? Wen interessiert das?
Ich suchte innerlich wieder nach einer Form, wie meine Auseinandersetzung einen sinnvollen Niederschlag finden kann ausser der Website. Soll ich mich eher auf die Kunst konzentrieren, denn sie ist direkter vernehmbar: Bilder wie auch Musik. (Entdecke übrigens wieder das Klavierspiel, die Improvisation). Letztlich aber muss ich auch dem Text, dem Wort verpflichtet bleiben. Ich sehe mein Buchprojekt noch nicht klar vor Augen. Es könnte sein, dass es entlang den sieben Gemeinden aufgebaut ist. Wie gerne würde ich an einem Text schleifen und arbeiten, wie ich das jeweils mit den Editorials tue. Aber dazu brauche in ein Konzept, einen Aufhänger, eine Geschichte, eine Idee.
Ich kann meine Beschäftigung mit dem Logoschristentum abschliessen. Ich könnte noch ein Extrakt meiner damaligen Seminararbeit aufs Netz bringen, aber die Daten habe ich nur auf Atari, meinem ersten Computer.
So beginne ich gestern und heute, die Website im Link «Literatur» weiter in Ordnung zu bringen. Solche Fleissarbeiten gibt es noch viele. Dann will ich in den nächsten Wochen wieder substantiell an der Apokalypse arbeiten.

27. Juli 2005

Zur neueren Diskussion um die Eschatologie und meine Gnosis

In dem Buch mit dem Titel «Zur neueren Diskussion um die Eschatologie» (Hrsg. Konrad Stock) lese ich derzeit den längeren Aufsatz» Grundtendenzen der Eschatologie im 20. Jahrhundert. Da wird mir wiederum bewusst, wie schwierig es heute geworden ist, «letzte Fragen» verantwortungsvoll zu behandeln. Seit dem Bruch mit der gelehrten Orthodoxie im 18. Jahrhundert, welche im grosssen und ganzen biblische Aussagen aufgenommen, systematisiert und harmoniert hat, stellte Kant die gelehrte Welt, vor allem auch die Theologie, vor grosse, kaum lösbare Aufgaben. Auch die Religion sollte vernünftig bleiben und das ihre dazu beitragen, den Menschen mündig und selbstverantwortlich zu machen. Die ganze Eschatologie geriet für 100 Jahre für den Glauben zu einer Lehre von Gottes Gegenwart im Herzen und im Ethos, für die Wissenschaft zu einer fleissigen Aufarbeitung historischer und religionsphänomenologischer Tatsachen. Nebenher betrieben die Schwärmer und Pietisten ihre Wiederkunftsträume vom Ende dieser Welt und Utopisten und Revolutionäre setzten die Apokalyptik innerweltlich und säkular um.
In einer unruhigen Zeit nach 1900 soll die Eschatologie neu entdeckt worden sein, zuerst als historische Tatsache: Dass das Christentum radikal endzeitlich ausgerichtet war (Albert Schweizer), sodann auch in der Systematik und Dogmatik. Diese Entwürfe, diese neuen Versuche, über die letzten Dinge zu reden, bespricht Hans Friedrich Geisser in seinem informativen, aber auch etwas schwer geschriebenen Aufsatz. Eine Zusammenfassung davon gehört sicher in meinen Link «Sichtweisen». Da muss ich von Barths biblischer Theologie reden, von Brunners Versuch, dem modernen Menschen gerecht zu werden und doch auch inhaltlich die letzten Fragen substantiell zu behandeln, dann Bultmann, der den Mythos der Apokalyptik entmytologisiert und existentiell interpretiert, was das auch immer heisst. In den 70-er Jahren kommen befreiungstheologische, feministische und teils auch wieder inhaltlich reichere Eschatologien in das Blickfeld (vor allem von katholischer Seite) – stets aber auf einem weltanschaulichen Grund, der die Magie der Apokalyptik nicht zu nahe herantreten lässt. Und heute, wo der fundamentalistische Missbrauch wieder deutlicher denn je manifest wird, muss eine für Kirche und Universität plausible Eschatologie, eine den Glauben nährende und die Vernunft belebende Apokalyptik wohlüberlegt sein.
Gestern hatte ich eine kleine Einladung im Garten. Mein Freund Urs Kobelt aus Wil, Daniel Ammann mit Frau Christina, dann Markus und Andrea Anker, er Unipfarrer in St.Gallen und mit einer Neutestamentlichen Dissertation vor dem Abschluss, sie an der Uni in Zürich Assistentin beim Systematiker Dalferth und mit einer Dissertation über «Neues Leben» beschäftigt.
Ich beklagte mich über die Eschatologie der reformierten Theologie. Da werde in allen Varianten mit dem Begriff «eschatologisch» herumgeturnt, mal historisch, mal existentiell, mal philosophisch-systematisch, dann wieder praktisch, seelsorgerllich oder politisch: Aber inhaltlich würden sich alle um eine ausgeführte Lehre drücken , da im Grunde die modere Vernunft nicht hinter ihre aufgeklärte Kultur zurück kann. – Engel für den Glauben relevant machen? Die Anzeichen der Wiederkunft Christi beschreiben? Eine Heils- oder Reichsgeschichte entfalten, die bis in die Gegenwart und die Zukunft spricht und den Kosmos miteinbezieht? Eine Lehre vom Bösen, die praktikabl ist und die Achse des Bösen geistlich beschreibt? Das Leben der Seligen in ihren weissen Kleidern? Eine Deutung der Siebenzahl für das geschichtliche und kosmische Werden der neuen Schöpfung? – Ankers wissen um das Problem, dass die Theologie hier kaum etwas beitragen kann und will. Ich gestehe, dass ich mich mit meinen Zugängen oft wie auf einem andern Planeten fühle und unsicher werde, ob ich einfach nicht auf dem Stand der Zeit bin oder ein zukunftsträchtiges, wenn auch unmögliches Unterfangen verfolge. Wir reden dann lange über Sinn und Unsinn, Berechtigung und Gefahr der Gnosis – vor allem im Hinblick auf Rudolf Steiners Anthroposophie.
Was hat uns diese in den Anfägen des 20. Jahrhunderts auftretende gnostisch-esoterisch und doch auch geisteswissenschaftlich-anthroposophische Eschatologie heute zu sagen? Ist sie im Menschen, in der Weltgeschichte angelegt und hat sie eine Mission, die heute aus inneren, geschichtlichen und transzendentalen oder transzendenten Quellen in Auseinandersetzung mit der Gegenwart und heutiger Wissenschaft neu gewonnen und weiterentwickelt werden kann? – An dieser Aufgabe möchte ich bleiben – auch in Respekt und in der Verantwortung gegenüber dem Apokalyptiker Johannes, der mit seiner Offenbarung vieles zu verantworten (Missbrauch, Fehldeutungen, … ) und einzustecken (Spott, Abwertung, … ) hat. Ich nehme die Apokalypse als Heilige Schrift und laufe damit Gefahr, die Aufklärung zu schwächen und die Unvernunft zu fördern. Doch ich will die Aufklärung erweitern und die Vernunft mit ihrer Übervernunft in Kontakt bringen –. Die alten Vorwürfe an die Gnosis – Selbsterlösung und Platonismus – fürchte ich nicht. Die Gnosis kennt die Gnadenwelten, und Gott spricht auch über das Heidentum. Das war für Johannes und Paulus selbstverständlich. Unsere Vernunft ist eine Gabe Gottes. Es geht religiös darum, die Fleischwerdung des Logos, wie es Johannes im Prolog (dazu eine Bemerkung von Markus Anker >>>  Logoschristologie) sagt, zu schauen und im eigenen Leben mitzuvollziehen – im Glauben an die Auferstehung. Und wissenschaftlich geht es darum, die zeit-, kultur- und religionsbedingten Bilder universal und menschheitlich zu deuten. Denn die Offenbarung spricht im Gewand mytologisch-religiöser Sprache vom Menschen und dem Kosmos, nicht von äusseren Religionszugehörigkeiten. Babylon und Jerusalem sind globale Mächte, wie auch das Kommen des Menschensohns umfassend aller Kreatur gilt. (27.7.06)

Hinaus aus dem Gewächshaus Theologie – auf den Spuren des Gottesreichs

Die Studien zur Eschatologie in der neueren Theologie (>>> Das Buch «Die Zukunft der Erlösung») führen mich noch weiter weg vom Studium der apokalyptischen Bilder, aber doch auch wieder näher heran. Ich realisiere, wie stark die Apokalyptik an die Verkündigung Jesu vom Reich Gottes geknüpft ist, und dass es hier um Gottes Kommen geht, nicht einfacht für die Seele, sondern für die Gesellschaft und für die ganze Schöpfung. So suche, finde und hole ich weitere Bücher zum Thema Reich Gottes – und werde belohnt. Vor allem das Buch «Alternative Gottesreich – unterwegs zur künftigen Gesellschaft» von Erich Buchholz zeigt mir die Aktualität des Themas – nicht einfach nur für Theologie und Kirche, sondern längst auch in Kultur und Politik. Das Buch hat ein 1896 in Leipzig geborener Schriftsteller im Jahr 1969 geschrieben – und ich frage mich, was seither in Sachen Eschatologie neues geschehen ist. Ich bin tief beeindruckt von seinen Zusammenfassungen der geistigen Bewegungen in seinem Jahrhundert und wie er sich zuerst geistig sehr weit und offenherzig positioniert zwischen Existentialismus, Psychoanalyse, Marxismus, Mystik und asiatischer Weisheit – all diesen Strömungen bin ich in frühen Jahren begegnet, und sie hatten stets etwas Drängendes, Wichtiges an sich. Heute ist diese weltanschauliche Leidenschaft wie erloschen. Oder täusche ich mich?
Dann berschreibt er drei «Versuche einer Endösung», zeigt den versteckten Chiliasmus bei Hitler und im Marxismus. Tief esoterische Zusammenhänge offenbart er im Bezug auf Hitler – ich habe richtig Angst bekommen vor den Mächten der Finsternis und meinte die Realität des Antichristen zu ahnen. Der Autor ist gut informiert über die Magie seines Jahrhunderts. Dann aber ringt er mit dem Marxismus, in dem er wohl auch selber gelebt hat. Er ringt darum, darin die Anknüpfung an den Geist, an das Reich Gottes wieder zu finden und beschreibt viele positive Stimmen aus dem damaligen Osten. Noch bin ich an dieser Lektüre. In der breite seines Denkens bewundere ich den Autor. Das ist ein Menschen, der Gott in der Geschichte sieht und glaubt mit all dem, was noch werden soll. «Kairos in moderner Offenbarung» heisst das nächste Kapitel ... (29.7.06)
Was für ein Bewusstsein für die kosmische Bedrohung durch Atomwaffen und mögliche chemische und biologische Waffen herrschte damals, 1969, und wie wach wurde der gesellschaftliche Zustand analysiert! Warten auf Godot! Die Theologie ist damit beschäftigt, die Zwei-Reiche-Lehre Luthers kritisch aufzubrechen. Luther hatte Angst vor der Apokalyptik. Er übersetzte: Das Reich Gottes ist mitten in euch, statt unter Euch. Die Eschatologie wurde verinnerlicht, es ging primär um die persönliche Heilsgewissheit. Im Reich der Welt galt der Gehorsam gegeüber der Obrigkeit.
Der Autor Erich Buchholz entlarvt sich als Marxist, der seine Weltanschauung christlich untermauern will und die Studentenrevolten nach 1968 im Westen energisch untermauert mit seinen Interpetationen, die mich in vielem überzeugen. Nicht zustimmen kann ich dem Autor bei den Pasagen über «Ausserirdische», wo er von Däniken nahe kommt, auch nicht bei dem Exkurs über Jesus in buddhistischen Landen (in Tibet) –  aber es wird mir klar, dass damals der Buddhismus ein Thema sein konnte auch in Israel.
Im Kapitel über Apokalyptik und Revolution findet der Autor in der Kirchen der 3. Welt, im ÖRK und in westlichen Interpreten (Hromodka, Shaull) klare Verbindungen von Marxismus und Christentum. Ist die Revolution ein Erdbeben, ein Vulkanausbruch, ein Gewitter, ein Fieber, eine Geburt – die Bilder werden besprochen. Moses ist der Urrevoluionär. Im Lied Magnifikatder Maria und im Lied des Vaters von Johannes wird die verändernde Kraft der neuen Zeit angesprochen. Das Widerstandsrecht hat selbst der Vatikan formuliert. Die Jesuiten sind die ersten Befürworter der Revolution. Dann wird unter dem Kapitel «Geläuterte und Propheten« Herbert Marcuse besprochen. Er ist der Täufer der Jetztzeit und bereitet mit seinen Analysen dem Reich den Weg für die Jugend an der Universität. Er analysiert knallhart den Kapitalismus, der zum eindimensionalen Menschen führt. Schon damals wurde klar erkannt, wie der Markt, die grossen Konzerne, welche die Politik für ich gewinnen, die Propaganda und Bewusstseinsgeschichte bestimmen. Die Massen werden durch Freizeit, durch Anteilhabe am Luxus, durch innere Erneuerung, gekauft. Der Ruf zur Umkehr ergeht von Schweizer, Jaspers, Wolfgang Pauli, Tailhard de Chardin. Die wissenschaftlich daherkommenden Futurologen verwirren mehr als dass sie klären. Die Studenten von damals, vor allem die Stimme von Rudi Dutschke, ist wirksamer. Mao ist ein Vorbild. Der Autor zeigt, wie China in den Parteiideologen eine Fortsetzung ihrer alten Eschatologie findet. Gewaltlosigkeit wird als reales und ernstliches Element der Eschatologie beschrieben. (30.7.06)

Sonntag, 6. August 2006

Den ganzen Menschen öffnen für das Wirken (Wärme) und für die Informationen (Licht) der Logossonne, dem höheren, in Christus geborgenen Ich

Gestern lernte ich eine therapeutische Richtung kennen, die mir auch Neues zum Verständnis der Apokalyptik gezeigt hat.

Das Weltbild
Anregend war das Menschenbild des Therapeuten. Das höhere Ich, das von Gott kommt und mit Christus innig zusammengehört, will im ganzen Menschen fliesen und seine Kraft entfalten. Der ganze Menschen ist gliedert in die vier Elemente Erde (Körper), Wasser (Gefühle), Luft (Verstand) und Feuer (Geist). In jedem Element soll das göttliche Ich einfliesen können, doch da gibt es auch Blockaden. Durch Gebete können diese Hindernisse bewusst und allenfalls geheilt werden. So seien auch ganz unspektakulär Spontanheilungen möglich. Dem Ich wird ein Weg geöffnet, in dem es realisiert, was es selber will. Da «Ich» möchte den ganzen Menschen durchlichten und beleben mit seiner göttlichen Strahlkraft und seinen Information. Es gehe nun darum, mit diesem geistlichen Vollzug hin zur Öffnung der Kanäle zu leben, auch zu spüren, wie und wo das obere Licht die verschiedenen Ebenen belebe. Das sei ein Glaubensentscheid, so das Herz und den ganzen Menschen für die Heilung offen zu halten. Der Glaube wachse, je mehr man die neuen Lebensqualitäten erlebt. Diese Erfahrung weckt die Gewissheit und die Sehnsucht, dass hier Neuerung und Ganzheit möglich ist.

Anforderungen an Therapeuten
Eigentlich ist das etwas, was jeder Pfarrer, jeder Pfarrerin in der Seelsorge tun sollte. Beten mit den Menschen, Bilder und Erlebnisse vermitteln, welche die von Christus ausgehende Heilkraft und Gnade ins Bewusstsein führt: in stete Geistesgegenwärtigkeit, in Demut, Anbetung und Dankbarkeit. Es gilt, durch Bilder und Erlebnisse kleine Initiationen zu vermitteln, welche prägend mitgehen ins Leben. Und dazu braucht es zum einen vom Therapeuten her Bescheidenheit, schlichte Dienstfertigkeit gegenüber der göttlichen Welt, Glaube, erfahrene Freude und Gewissheit. Daran sollten unsere Geistlichen als erstem arbeiten. Dann muss heute aber noch etwas dazukommen: Sprache finden, die den Prozess mit Licht erfüllt und begleit und im Gegenüber mitschwingt, mitvollzogen, miterlebt werden kann - und dazu braucht es ein ganzheitliches Menschen- und Gottesbild, das leicht verständlich ist, evident und stimmig. Man kann da nicht mehr einfach klassisch fromme Sprache nutzen gegenüber modernen Zeitgenossen, die der Kirche und ihrer Theologie entfremdet sind. Das ist die zweite Herausforderung: Sprache (Logos) zu finden, welche den ganzen Menschen erfüllt, erreicht und durchdringt. Und Sprache (Logostätigkeit) kann und will das. Der Logos kam in das Seine, er wurde Fleisch. Er, der alle Dinge geschaffen hat, die Naturreiche, die Menschen mit ihrer Geschichte, auch den Leib des Jesus - er kam in das Seine, und so viele ihn aufnahmen, denen gab er das Anrecht, Kinder Gottes zu heissen (Joh. 1).

Der Logos und die Schöpfung
Ich habe Sprache erlebt, unspektakulär, schlicht und suchend, die mir etwas von dieser Logoskraft und Logosinformation erleben liess. Ich glaube, dass der Schlüssel zu dieser die Welt annehmenden und heilenden Sprache in dem wachen Leben gegenüber den Phänomenen liegt - goetheanistische Natur- oder Lebenswissenschaft: «Man suche nur nichts hinter den Phänomenen, sie selbst sind die Wahrheit.» Der Mensch hat einen dem Erkennen entsprechenden Leib (Mirokosmos), der ihm das Sinneswerkzeug gibt, damit er im Buch der Welt (Makrokosmos) lesen kann. Leben in den Sinnen ohne zu denken - da ist die Öffnung zu einem anderen Bewusstsein, zu staunenden Offenheit: Wer das Reich Gottes nicht annimmt wie ein Kind, wird nicht hinein kommen.
Die Alten, die von Himmel und Erde sprachen, von den vier Elementen, den Aggregatzuständen, den sieben Planeten, den zwölf Tierkreisen usw. - sie sprachen da von sich selber, sofern der Mensch Schlüssel zur Welt ist, das Instrumentarium der Heimkehr zu Gott. In der Seele tauchen früh die Bilder auf von oben und unten, von Himmel und Erde, von der Trennung von Erde und Wasser, dem Leben des Elements Erde, der Lenkung und Gliederung der Welt durch Sonne, Mond und Gestirne, der Belebung der Wasser, der Luft und der Erde mit seelischem Leben, der Menschwerdung und der Vollendung in der Feier Gottes - das ist in kürze der Weg des Menschen in seiner Ontogenese und Phylogenese, wie sie zuerst im Bewusstsein des Menschen bildhaft geweckt durch die Phäomenalität der Welt geschaut und erlebt wurde. (Ich habe eine ähnliche Sicht von Genesis 1 bei Jakob Lorber schon vor Jahren getroffen.)

Ein Schlüssel zu den Posaunen- und Schalenvisionen
Von hier aus fällt auch ein Licht auf die Siebenerzyklen der Offenbarung. Dazu öffne ich die Übersicht zur Apokalypse, wo Entsprechungen zu Genesis 1 sichtbar werden (>>> öffnen). Der Zyklus der Siegel, der Posaunen und der Zornschalen bringt in Analogie zu Genesis 1 die Elemente ins Spiel. Und ich sehe nun, dass hier primär die Seele des Menschen sich ausspricht, sofern sie die menschliche und die kosmische Realität in ihrer Phänomenalität wahrnimmt: in ihrem Werden und Entwerden. In diesem Sinn will ich die beängstigenden Katastrophenvisionen nicht primär als irgendwann eintreffende Realität sehen, sondern als Bilder der Seele, als Bilder für mögliche Konflikte in der Menschwerdung.
Dazu muss ich später noch Genaueres schreiben.

2. Oktober 2006

Eine Hochzeit führt zu musikalischen Möglichkeiten

Wir fahren mit der ganzen Familie über Degersheim zur Kirche Magdenau beim mittelalterlichen Zisterzienserkloster in Flawil. Da heiraten Regula und Daniel, eine ökumenische Trauung mit Samuel Kast und dem kath. Flawiler Pfarrer Joseph Wirth. Die Musik gefällt unsern Mädchen. Mirjam erwähnt es mehrmals, wie die Musik sie berührt hat. Anschliessend zum Apéro sang der Chor. Die Leiter, Roman Bislin, der Pianist, und Esther, die Chorleiterin, kenne ich von Büschwil her, wo ich Pfarrer war. Ich habe Roman öfters zu speziellen Gottesdiensten eingesetzt und seine Musikalität bewundert und gefördert.
Esther und Roman, die in der Chormusik tätig sind, fragen mich, ob ich Texte schreiben würde. Ich offeriere das Projekt Johannesoffenbarung, hier wolle ich auch musikalisch dies und das realisieren.
Bisher habe ich eher an Ruedi Lutz gedacht, an Orgelimprovisation. Doch eine lokale Singformation könnte sehr volksnah und populär etwas zur Apokalyptik präsentieren. Es geht um die frohe Botschaft, dass Gott auf Erden die Fäden im Griff hat und das Reich Gottes als universelle Utopie durchaus eine Zukunft hat – nichteinfach für die Kirchen, sondern für die Menschheit - für alle, die guten Willens sind.
Die Apokalypse menschheitlich, mit dem Bewusstsein für die weltweiten Probleme, als musikalisches Darbietung zur präsentieren – das wäre eine gesunde Herausforderung.

 

 

 

 
 
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